Sigrid Kopfermann
Sigrid Kopfermann wurde 1923 in ein großbürgerliches Lichtenfelder Elternhaus hinein geboren. Ihre Mutter, Anna Kopfermann, war die Tochter des Flugpioniers Otto Lilienthal; ihr Vater, ein preußischer Baurat, Sohn des Musik- und Bibliothekswissenschaftlers Albert Kopfermann. Eine in Kindheit und Jugend erworbene Souveränität und Eleganz verband die bedeutende Künstlerin fortan mit einem ausgeprägten Understatement, welches sie stets Distanz zu aufdringlichen ästhetischen Manifestationen halten ließ. Während ihres Studiums an der Berliner Hochschule für Kunsterziehung geriet sie zunächst unter den Einfluss sehr unterschiedlicher künstlerischer Temparamente: Bis 1944 besuchte sie die Klasse des Sezessionisten Willy Jaeckel, danach wurde sie Schülerin von Bernhard Dörries.
Die ungewohnte, mit dem Niedergang der NS-Diktatur gewonnene künstlerische Freiheit führte – wie bei vielen in Deutschland verbliebenen Künstlern der jüngeren Generation – in eine am Expressionismus orientierte Überschreitung akademischer Konventionen und später zu einer konsequenten Abkehr vom Figurativen. Mit ihrem Mann, dem Maler Egon Neubauer wurde der neue Bewegungsspielraum vor der Kulisse der Hannoveraner “Künstler-Bohème“ austariert, zu der u.a. der große Fotograf Otto Umbehr (Umbo) gehörte. Von Mitte der fünziger Jahre an verband Sigrid Kopfermann eine enge Freundschaft mit einem zentralen Verteter der „Neuen Sachlichkeit, dem nach Frankreich emigrierten Heinrich Maria Davringhausen. Aufenthalten u.a. in Südfrankreich und Paris schließen sich eine erste Einzelausstellung im Kunstverein Hannover sowie mehrere Kunstpreise an. Ab 1952 verdient Sigrid Kopfermann ihren Lebensunterhalt als Kunsterzieherin im niedersächsischen Landesdienst, den die Studienrätin 1960 jedoch auf eigenen Wunsch verlässt.
Von Mitte der sechziger Jahre an werden die Arbeiten von Sigrid Kopfermann vermehrt in Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt und in einer reichhaltigen Katalogliteratur von namhaften Autoren gewürdigt. Von 1965 bis 1994 begegnet man Sigrid Kopfermann an der Seite ihres zweiten Ehemannes, dem Kommunal- und Verbandspoltiker Otto Fuhrmann, auch bei repräsentativen Auftritten – unterbrochen durch zahlreiche Studienaufenthalte u.a in Lateinamerika und den Vereinigten Staaten. Als vielfach mit Kunstpreisen ausgestattete, bedeutende deutsche Künstlerin der zweiten Jahrhunderhäfte blieb Sigrid Kopfermann bis zu ihrem Tod 2011 eine weithin geschätzte Persönlichkeit.